Ich bin bereit!
Der Sendbote gibt uns die Möglichkeit, immer wieder auch über besondere Augenblicke des Ordenslebens zu berichten. Im Mai wurde Br. Markus Scholz in Würzburg zum Priester geweiht – für unsere Leserinnen und Leser berichten wir hier in Wort und Bild.
Priesterweihen sind ein relativ seltenes Ereignis geworden. Die Zahl der Berufungen in Europa geht kontinuierlich zurück. Über 100 Weihen pro Jahr gab es in Deutschland letztmals im Jahr 2007 – mittlerweile liegt die Zahl bei etwa der Hälfte. Eine dramatische Entwicklung, zugleich aber auch Anlass zu umso größerer Freude, wenn jemand in der katholischen Kirche zum Priester geweiht wird. Nach seiner Diakonenweihe am 2. Oktober 2021 empfing Br. Markus Scholz, jüngstes Mitglied der deutschen Ordensprovinz, am 21. Mai 2022 in Würzburg die Priesterweihe.
Geschenk und Aufgabe
Provinzialminister Br. Andreas Murk freute sich, dass dieses Mal die Weihe von einem Bischof aus den Reihen der Franziskaner-Minoriten gespendet wurde: Br. Martin Kmetec, ursprünglich Mitglied der slowenischen Ordensprovinz und mittlerweile Erzbischof von Izmir in der Türkei, hatte die Einladung angenommen und war bereit, Br. Markus die Priesterweihe zu spenden. Über viele Stunden hinweg hatte er die deutsche Aussprache geübt, so dass er fast die komplette Liturgie auf Deutsch feiern konnte. In seiner Predigt nannte er den Weihetag einen „Tag der Freude und der Hoffnung“: „Wir alle freuen uns gemeinsam mit Br. Markus, der heute das Sakrament der Priesterweihe empfangen wird.“ Er verwies darauf, dass die richtige Haltung eines Priesters für das Geschenk der Weihe nur „die grenzenlose Offenheit des menschlichen Herzens für die übergroße Liebe Gottes“ sein könne: „Jede Eucharistiefeier wird für Br. Markus eine Danksagung sein; zunächst für das Heil unserer Seelen, das Gott uns anbietet, und dann für das besondere, persönliche Geschenk des Priestertums, das ihm zuteil geworden ist.“ Das Geschenk sei aber auch eine „fortwährende Verpflichtung zur Verkündigung des Evangeliums“: „Das Priestertum ist nichts, was man für sich besitzen oder für sich zurückbehalten könnte.“ Und er wünschte dem Weihekandidaten: „Möge der Herr dich mit dem Feuer seines Geistes segnen und dir die Leidenschaft der unentgeltlichen Liebe, eine tragfähige Hoffnung und die Kraft des Glaubens schenken.“
Die Weiheliturgie sieht vor, dass der Kandidat nach der Predigt mehrfach nach seiner Bereitschaft gefragt wird, den Dienst des Priesters zu übernehmen. Dabei geht es unter anderem um die Bereitschaft, das Evangelium zu verkünden, die Sakramente zu spenden, das Stundengebet zu verrichten, Armen und Kranken zu helfen und sich „Christus, dem Herrn, von Tag zu Tag enger zu verbinden und so zum Heil der Menschen für Gott zu leben“. Nach dem „Ich bin bereit“ von Br. Markus und der Anrufung der Heiligen wurde er durch Handauflegung des Erzbischofs zum Priester geweiht.
Feierstimmung im Dorf
Am Tag nach seiner Priesterweihe feierte Br. Markus die Primiz in seiner Heimatpfarrei im unterfränkischen Bieberehren. Fast 70 Jahre hat man dort auf die nächste Primiz gewartet: Am 26. Juli 1953 hatte der spätere Prälat Josef Zobel dort seine erste Heilige Messe gefeiert. Die Verbindung mit ihm war während des Gottesdienstes greifbar: Br. Markus hat den Kelch seines Mitbürgers aus Bieberehren übernommen. Als Primizspruch hatte er sich die berühmte Verheißung aus dem Johannes-Evangelium gewählt „Damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Dazu predigte dann auch Pfarrer Gerhard Hanft vor den zahlreichen Gläubigen der Pfarrei und Wegbegleitern von Br. Markus. Die Ministranten der Gemeinde schenkten dem Neupriester einen Apfelbaum und er bedankte sich bei allen Helferinnen und Helfern rund um die beiden Festtage. Nach der Primiz gab es für alle Mitfeiernden einen kleinen Empfang auf dem Kirchplatz und schließlich am Nachmittag noch eine Dank-andacht mit einer Predigt von Sr. Dorothee Breyer, Sießener Franziskanerin, sowie den anschließenden Einzelprimizsegen.
Von Juni bis August wird Br. Markus sein „Pastoraljahr“ abschließen: Zunächst lebt er im Konvent Oggersheim, um von dort aus in der Mannheimer Citypastoral mitzuwirken; und Ende August wird er eine Woche lang Erfahrungen im Rahmen eines „Beichtpraktikums“ an der Grazer Mariahilfkirche bei den österreichischen Brüdern sammeln.